Märkische Oderzeitung 15. September 1998

"Jüdische Seele" zum Saisonausklang

Harry's Freilach in der Dorfkirche Ihlow

Ihlow (cl) Die diesjährige Saison von Musik in Dorfkirchen in der Märkischen Schweiz endete am Sonntag mit einem grandiosen Klezmer-Konzert der vierköpfigen Berliner Band Harry's Freilach. Der Begriff Klezmer leitet sich vom hebräischen "kli zemer" ab und bedeutet Instrument des Liedes. Dabei geht es nicht nur um das Instrument, sondern vielmehr um die Ausdruckskraft des Interpreten.

Der Mecklenburger Harry Timmermann brachte mit seiner Klarinette ein Stück der jüdischen Seele in die Ihlower Dorfkirche. Der Musiker drückte mit seinem Instrument die gesamte Bandbreite der Gefühle aus. Die Melodien waren tänzerisch, melancholisch-versonnen, tragisch oder feierlich, aber meist fröhlich-wild. Das spiegelte die Körpersprache wider. Beine, Hüfte und Arme waren stets in Bewegung - Intensität bis in die Fußspitzen. Und dies nicht nur bei ihm, sondern besonders auch bei dem fast gauklerischen Kontrabassisten Robin Draganic. Für die Rhythmik sorgte Cordula Severit mit ihrer Darabukka, einer Vasentrommel, oder mit dem Schellentamburin. Für Anklänge aus dem Kulturkreis der sephardischen Juden sorgte die Amerikanerin Laurie Randolph mit ihrer spanischen Gitarre. Hier spürte man auch den orientalischen Einfluß auf die Klezmermusik.

Die meisten Stücke jedoch waren Tänze des osteuropäischen Judentums. Beim Hochzeitstanz der närrischen Väter wurde es deutlich: die Juden verstanden es zu feiern. Zwar blieb das Publikum brav auf seinen Plätzen sitzen, bei vielen Besuchern war jedoch ein Mitklopfen der Hände und Füße zu beobachten, und mancher hätte bei der feurigen Musik am liebsten mitgetanzt. Jedes Stück wurde mit anhaltendem Applaus bedacht, den die Künstler zum Nachstimmen nutzten, denn den Saiteninstrumenten machte die hohe Luftfeuchtigkeit der Kirche zu schaffen. Auch Bekanntes wurde gespielt wie "Wenn ich einmal reich wär'" oder "Wo sind die Jahre nur geblieben" aus Jerry Bocks Anatevka.

Nach der Pause gab es zunächst leise Töne und wehmütige Melodien. Dann wurde es noch einmal richtig wild. In den letzten beiden Stücken verabschiedeten sich die Künstler mit einzelnen Soli und zeigten so ihr spezielles Können. Besonders furios das Percussionssolo von Cordula Severit auf ihrer Darabukka.

Wie schön, daß die Dorfkirche für dieses Konzert mit etwa 80 Besuchern vollbesetzt war. Erst nach zwei Zugaben ließ das begeisterte Publikum "Harry's Freilach" ziehen.



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